Wildnispädagogik für die Arbeit an Schulen

Das Feuer entfachen

Unsere Wildnispädagogik Jahresausbildung wurde speziell für Menschen entwickelt, die im Bereich Bildung arbeiten, die in Hort, Schule oder an anderen Lernorten Naturverbindung leben und einbringen wollen. Und sie ist ebenso ideal für alle, die ohne pädagogischen Hintergrund intensiv eintauchen wollen.

In dieser einjährigen berufsbegleitenden Weiterbildung werden wir unter anderem lernen, ein Feuer zu entfachen, um es zu hüten und um es weiterzugeben. Ganz real und wirklich als „Feuer machen ohne Streichhölzer“ und vor allem auch im übertragenen Sinne als Feuer der Begeisterung und Lebendigkeit.

Beim Feuer machen auf alte Art und Weise entsteht durch Reibung eine erste kleine Glut, die vorsichtig in ein aus leicht entzündlichen Pflanzenteilen bestehendes Zundernest gelegt wird. In dieses hinein wird sehr behutsam gepustet, so dass die Glut immer größer und heller wird. Und dann kommt dieser unglaublich magische Moment, in dem die Glut so groß und heiß geworden ist, dass sie – fuchhh – auf einmal zur Flamme wird und das Zundernest zu brennen beginnt. Noch feines Holz dazu, und ein warmes, leuchtendes Feuer brennt, entstanden aus einer ersten, zarten Glut.

Ganz ähnlich verhält es sich mit der tiefen Verbundenheit zur Natur, zu uns selbst und zu unserer Gemeinschaft, die – anfangs ganz zart – immer mehr wachsen und gedeihen wird in diesem Jahr der Weiterbildung und über das Jahr hinaus. Die wir hüten und nähren werden und die uns beschenken wird mit Lebendigkeit, Begeisterung und Dankbarkeit und damit, dass wir uns wieder zu Hause fühlen werden, zu Hause in der Natur.

Und genau dieses Gefühl und das Wissen darum, wie man es entfacht, werden wir hinaustragen und weitergeben. Hinein in die Schulen und an andere Orte des Lehrens und Lernens und dorthin, wo wir mit Menschen leben und arbeiten. Damit auch dort Naturverbindung wachsen kann.

 

Wozu Naturverbindung?

Sie ist gut und wichtig, da wir selbst zutiefst Natur sind und diese Verbindung brauchen. Naturphilosoph und Autor Andreas Weber formuliert es in Mehr Matsch! Kinder brauchen Natur und im GEO-Magazin 8/2010 folgendermaßen: „So wie der Mensch von den Körpern der Tiere und Pflanzen als Nahrung abhängt, benötigt er ihre gelebte Gegenwart zu seiner emotionalen und kognitiven Entfaltung.“ Und weiter in Bezug auf die junge Generation: „Kinder sind kognitiv immer noch Urmenschen in ihren Bedürfnissen, Sehnsüchten und Fähigkeiten darauf eingestellt, in der Wildnis zu leben.“

 

 

Was bedeutet das für die Arbeit im Bildungskontext?

Kinder und Jugendliche müssen raus und in direkten Kontakt kommen mit Bäumen, Tieren, dem Regen, dem Wind. Und, ob draußen oder drinnen, „Kinder wollen spielen, Geschichten lauschen, ihrer Neugierde folgen, Geheimnissen selbst auf den Grund gehen, wollen sich messen, sich bewegen, sich selbst entdecken und Abenteuer bestehen.“ (Jürgen Klühr in Pädagogik 4/2018

 

Was ist zu tun?

Wir brauchen Menschen in Schulen und an anderen Lernorten, die den Mut und das Wissen haben, auf diese wilde Natur der Kinder einzugehen, um sie dabei zu unterstützen, sich ihrer Natur entsprechend kognitiv und emotional zu entfalten. Wir brauchen Leute, die mit ihrer Begeisterung für Naturverbindung andere anstecken und begeistern.

 

Wir brauchen Menschen wie dich!

Du bist Lernbegleiter*in, Lehrer*in, Erzieher*in an einer Freien oder Staatlichen Schule, Erzieher*in in einer Kita, Sozialarbeiter*in oder in der Umweltbildung tätig. Vielleicht steckst du gerade auch mitten in einem Pädagogischen Studium, oder es steht Veränderung an, und du möchtest dir ein neues Berufsfeld im Bereich der Pädagogik erschließen. Dann bist du hier genau richtig.

 

Auch ohne pädagogischen Hintergrund ideal.

Du zweifelst, weil du die Ausbildung mehr für dich machen möchtest und mit Pädagogik nichts zu tun hast? Das macht überhaupt nichts. In den vergangenen Jahren waren unter anderem Leute aus den Bereichen Softwareentwicklung, Ergotherapie, eine technische Redakteurin, jemand aus dem Eventbereich oder eine in der Politik tätige Sekretärin mit dabei. Für sie war die Zeit ebenso bereichernd, inspirierend, erdend. Martin beschreibt es beispielsweise so „Der Wald und alle Wesen sind heilend und machen mich glücklich. Es war eine grandiose Zeit!“

 

Wie ist die Weiterbildung aufgebaut?

Die Ausbildung geht über ein Jahr, aufgeteilt auf sechs verlängerte Wochenenden. Es wird vertiefende Übungen und regelmäßigen Austausch zwischen den Modulen geben und die Herausforderung, in Gruppen ein konkretes Projekt für Modul V oder VI zu planen und umzusetzen. 

 

Eine Auswahl inhaltlicher Schwerpunkte:

  • Schulung und Erweiterung der Wahrnehmung, Bedeutung von Intuition
  • die Kraft des Kreises, von Herzen sprechen
  • die Sprache des Waldes, Alarmsystem und Vogelsprache
  • Säugetiere, Spuren- und Fährtenkunde
  • Die Kraft des Spiels in der Wildnispädagogik und im Bildungskontext
  • natürliche kindliche Bedürfnisse und Unterrichtsgestaltung
  • tiefe Verbindung mit Pflanzen und Bäumen
  • Kochen am Feuer
  • Herstellung von Gebrauchsgegenständen aus Naturmaterialien
  • sicherer Umgang mit Werkzeug
  • Survival und Wissen der Scouts
  • Naturverbindende Rituale
  • Coyote Teaching
  • Energiefluss in Systemen mit Blick auf Stunden- und Tagesplanung
  • Wildnispädagogik und Kulturtechniken
  • Gesetzliche Rahmenbedingunge
  • Wildnispädagogik und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

 

Die Besonderheit dieser Ausbildung besteht darin, dass Ihr als Teilnehmer*innen die Inhalte, Fähigkeiten und Fertigkeiten selbst auf die gleiche Art und Weise erlernen werdet, wie anschließend die Kinder und Jugendlichen in den Schulen und an den anderen Lernorten von euch. Somit ist gewährleistet, dass das Erlebte und Erlernte direkt und sofort im Bildungsalltag angewendet werden kann. Der Verwendung von Spielen kommt in diesem Zusammenhang eine ganz besondere Bedeutung zu. Auf vielerlei Ebenen geht es somit um den konkreten Transfer der im Wildniskontext erlernten Inhalte in den Bildungsalltag von Kindern und Jugendlichen.

 

Wer begleitet dich in diesem Jahr

Jürgen Klühr
Greg Sommer
Marion Gosewisch

Jürgen Klühr ist ausgebildeter Wildnispädagoge, Leiter der Wildnisschule Weg der Wildnis und seit 2012 Lernbegleiter an der Freien Naturschule im StadtGut. Aus dieser täglich gelebten Verbindung von Wildnispädagogik und Schule schöpft er sein Wissen und seine Erfahrung. Immer mittwochs, am Waldtag der Schule, ist er den ganzen Tag mit den Kindern draußen unterwegs. An den anderen Tagen fließt Wildnis inhaltlich und strukturgebend ein in die Gestaltung des Unterrichts.

Greg Sommer ist Wildnisexperte durch und durch. Er wurde ab dem 12. Lebensjahr von den Begründern der Wildnisbewegung Tom Brown Jr. und Jon Young sowie von Ältesten in Amerika ausgebildet. Greg ist international tätiger Seminarleiter und erfahren in der Ausbildung von Wildnispädagogen*innen. Vier Jahre lang bereicherte er das Team der Freien Naturschule im StadtGut am Waldtag.

Marion Gosewisch ist zertifizierte Wildnispädagogin mit Spezialisierung im Bereich Pflanzenwissen und Survival. Sie bringt 20 Jahre Berufserfahrung als Erzieherin ein und ist erfahren in der Weiterbildung von Wildnispädagogen*innen. 

 

Termine 2023/24

Modul I – 27.04. bis 30.04.23

Modul II – 29.06. bis 02.07.23

Modul III – 24.08. bis 27.08.23

Modul IV – 19.10. bis 22.10.23

Modul V – 07.12. bis 10.12.23

Modul VI – 21.03. bis 24.03.24

Termine 2024/25

Modul I – 11.04. bis 14.04.24

Modul II – 27.06. bis 30.06.24

Modul III – 29.08. bis 01.09.24

Modul IV – 24.10. bis 27.10.24

Modul V – 05.12. bis 08.12.24

Modul VI – 27.03. bis 30.03.25

Die Anreise ist jeweils donnerstags ab 16:00 Uhr, Seminarbeginn 18:00 Uhr und die Abreise sonntags ab ca. 15:00 Uhr.


Informationsabend

Und für alle, die an unserer Ausbildung interessiert sind, gibt es demnächst zwei Infoabende. Einmal ein Treffen über ZOOM am 24.01.24 um 19:00 Uhr. Und dann noch gemeinsam ums Feuer am 28.02.24 um 18:00 Uhr. Mehr Infos dazu findet ihr hier.


Kosten, Unterkunft, Verpflegung

Die Lehrgangsgebühr für die Jahresausbildung beträgt 1.750 Euro, die Kosten für Unterkunft und Verpflegung für das gesamte Jahr belaufen sich auf 700 Euro. Der Gesamtbetrag kann auf einmal oder, nach Anzahlung von 400 Euro bei der Anmeldung, in Raten gezahlt werden.

Die Übernachtung findet im eigenen Zelt und in der kalten Jahreszeit auf Wunsch drinnen statt, essen werden wir biologisch und/oder regional.


Und hier noch ein Tipp zur Finanzierung

Viele der Teilnehmenden bis jetzt haben sich die Weiterbildung von ihren Arbeitgebern fördern lassen. Das geht gut, da wir in Berlin im Rahmen der Bildungszeit und in Brandenburg als Ergänzungsangebot für Lehrer:innen anerkannt sind. Als Arbeitnehmer:innen habt ihr das Recht auf zehn Tage bezahlte Bildungszeit in zwei aufeinanderfolgenden Jahren. Häufig wird, nach Absprache mit dem Arbeitgeber, auch die Weiterbildung zum Teil oder ganz vom Arbeitgeber finanziert.


Seminarorte

Helmschrots Neue Mühle, 45 Km nordöstlich von Berlin. Gelände der befreundeten Wildnisschule Waldschrat, 55 Km südöstlich von Berlin, Waldplatz in der Nähe von Prenzlau, 90 Km nordöstlich von Berlin.


Staatliche Anerkennung

Unsere Weiterbildung ist vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Brandenburg offiziell als Ergänzungsangebot für Lehrer*innen des Landes Brandenburg sowie von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales Berlin im Rahmen der Bildungszeit anerkannt.


BNE zertifiziert

Mit unserer Jahresausbildung sind wir zudem vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Brandenburg als Einrichtung für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zertifiziert.


Zertifikat

Nach erfolgreichem Abschluss wird ein entsprechendes Zertifikat von der Wildnisschule Weg der Wildnis mit Vermerk auf die staatlichen Anerkennungen und die BNE-Zertifizierung ausgestellt. 

Interessant in diesem Zusammenhang

Die Kraft des Spiels 

Für eine natürliche und lebendige
Art des Lernens


Seminar(reihe)

Pflanzen lesen lernen

Eintauchen in die Sprache der Pflanzen​


Weiterbildung über drei Module

In Beziehung

Empathie und Beziehungskompetenz


Weiterbildung über zwei Tage

Fotos Feuerbohrer und Steg am See © 2017 David Schaufert